Mode 1928
An der seit 1925 geltenden Silhouette ändert sich in der Tagesmode 1928 relativ wenig. Immer noch steht der sportlich einfache Jumper bei den Damen hoch im Kurs.
Wiederentdeckung weiblicher Formen
Allerdings kündigen sich bei den Nachmittags- und Gesellschaftskleidern deutliche Veränderungen an. Weibliche Rundungen treten vorsichtig wieder in Erscheinung. So wird die Taille zwar nicht übermäßig, dafür aber wieder deutlich sichtbar an ihrer natürlichen Stelle betont, indem das Kleid an der Taille wieder leicht enger geschnitten wird. Einige Modelle werden auch durch eine hohe Gürtelung, eine Raffung des Stoffes an der Taille oder allgemein durch die Verarbeitung von Spitze feminin betont. Allerdings wird die Taille noch nicht generell an der natürlichen Taille platziert, da die Modelle aus Paris verschieden hohe Taillenansätze vorschlagen.
Längere Röcke für den Abend
Speziell in der Abendgarderobe wird mit den neuen Formen und Linien experimentiert. So erscheinen im Herbst 1928 Abendkleider deren Saum vorne weiterhin kurz, hinten jedoch bodenlang ist. Die zipfelartigen und unregelmäßigen Verlängerungen der letzten Saison verlängern sich nun weiter und fallen schweifartig in Richtung Boden, wobei nicht der gesamte Saum verlängert wird; diese Verlängerungen führen zu dem Begriff Pfauenschweif Mode. Diese Entwicklung stellt eine logische Fortführung der Tendenzen der letzten Saison dar. Dagegen wird der Rückenausschnitt großzügig geschnitten, so dass der Rücken bei vielen Modellen frei liegt.
Unregelmäßig verlängerte Rocksäume werden immer beliebter und werden z.B. durch Schärpen, Volants, Stoffeinsätze oder zusätzlich angenähte Stoffteile, die über den eigentlichen Saum hinaus reichen, erzielt.
Die Leichtigkeit und Beschwingtheit der flatternden Zipfel, der teilweise verlängerten Röcke und eingearbeiteten Falten mit natürlicher Taillierung sind charakteristisch für die neue Linie, die auch als Prinzessmode allseits proklamiert wird. Die neue Silhouette vermittelt Damenhaftigkeit und wird als sehr schmeichelnd für die weibliche und schlanke Figur empfunden.
Modekurzfilme in den Kinos
Mit der außerordentlichen Bedeutung, die das Kino mittlerweile inne hat, und den unzähligen Millionen von Kinobesuchern, die jedes Jahr in die Kinos strömen wird das Kino auch für die Aufführung von Werbefilmen interessant. Vor den eigentlichen Hauptfilmen werden Wochenschauen, kurze Vorfilme und Werbefilme vorgeführt – darunter auch Kurzfilme mit Neuigkeiten aus der Welt der Mode, die nebenbei der Zuschauerin als Anregung für die eigene Garderobe dienen sollen.
Vorgeführt werden die neuesten Moden von namhaften Hollywood-Stars, die den präsentierten Modellen besonderen Charme verleihen sollen. Mit der Weiterentwicklung der Filmtechnik und der Verbesserung des Technicolor-Verfahrens entstehen Ende der Zwanziger die ersten Modekurzfilme in den USA – in Farbe.
Teure Abendmäntel und Capes
Der glamouröse Auftritt im Theater oder bei einem festlichen Empfang wird durch einen Umhang aus Lamé-, Seiden- oder Samtstoffen, welcher oftmals mit Pelzverbrämung am Kragen getragen wird, unterstrichen. Der Umhang wird mit einer Hand gehalten und ist Knie lang geschnitten, so dass der verlängerte Saum des Abendkleides darunter hervor schaut. Auch beim Tragen eines normalen Mantels tritt dieser Effekt auf, da auch die Mäntel weiterhin nur bis zum Knie reichen.
Mode in Versandhauskatalogen
Die Mode der US Versandhäuser bleibt jedoch von dem sich abzeichnenden Modewandel unberührt. Die Versandhausketten können es sich im harten Konkurrenzkampf um die weibliche Kundschaft nicht leisten Kleidung anzubieten bei der es nicht voraussehbar ist, ob die Kundinnen die neuen Modetrends auch wirklich annehmen. So erscheinen nun in den Katalogen die Knie kurzen Röcke, die sich 1927 durchgesetzt haben.
Winterliche Moden
Auch in der kalten Jahreszeit werden die kurzen Röcke getragen. Um sich vor der Kälte zu schützen werden unter dem Rock Pumphöschen aus Seide oder Rayon und bei klirrender Kälte auch Kniestrümpfe aus Wolle getragen.
Wintermäntel zeichnen sich durch reiche Pelzverbrämungen an Ärmeln, am Saum des Mantels oder ganz besonders am Kragen aus. Hier reicht der Pelzbesatz vom Kragen bis zur Gürtellinie an der Hüfte. Besonders beliebt ist das Tragen von Fuchspelzen, die wie ein Schal um den Hals drapiert werden. Der Fuchspelz besteht hierbei aus dem ganzen Tier; aus den Extremitäten, dem Schwanz und dem Kopf. Glasaugen ersetzen die eigentlichen Augen und geben dem umgelegten Pelz das Aussehen eines echten Tieres.
Herrenmäntel 1928
Der elegante Herr trägt als Mantel entweder Ulster oder Paletot. Der Ulster zeichnet sich durch seine zweireihige Knopfleiste und durch einen angenähten Gürtel im Rücken aus. Manchmal besitzt der Mantel auch einen Pelzbesatz. Der Ulster ist benannt nach der Provinz in Irland und wurde etwa in 1860er Jahren in die Mode eingeführt. Dagegen zeichnet sich der Paletot durch eine einreihige Knopfleiste, die manchmal auch verdeckt ist, aus und wird aus einem leichteren Wollstoff gefertigt als der Ulster. Eine besondere Abwandlung des Paletots ist der Chesterfield. Er besitzt einen schwarzen Samtkragen und zeichnet sich durch eine doppelte Knopfreihe aus.
Den Herrenmänteln der späten zwanziger Jahre ist jedoch gemein, dass sie mäßig Tailliert und sehr großzügig geschnitten sind. Stecktücher werden nicht nur für Sakkos sondern auch für Herrenmäntel verwendet.
Schuhe für den Herrn
Lederschuhe für den Herrn sind an der Spitze kantig geformt. Einige Modelle werden aus zweifarbigem Leder hergestellt. Gamaschen werden nur noch selten und meist für formale Anlässe getragen.
Hüte für den Herrn
Schiebermützen werden von den einfachen Arbeitern oder auch für sportliche Aktivitäten wie z.B. Golf getragen. Für den Sommer bietet sich der Panama Hut aus leichtem Stroh an während der Herr für den Tag Melone, Homburg oder deinen Fedora bevorzugt. Der Homburg besitzt eine durchgängige Falte durch die Krone und eine sehr kurze nach oben gebogene Krempe. Zylinder sind aus der Tagesmode nahezu verschwunden und nur noch der Abendmode vorbehalten. Beim Fedora jedoch ist die Hutkrempe etwas länger und wird vorne nach unten gebogen. Ein Band, manchmal auch mit einer Schleife garniert, verziert die meisten Hüte.